„Das Staunen ist die Einstellung eines [Menschen], der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“ – Platon: Theaitetos 155 d
Fragen über Fragen….
Wer bin ich? Wer sind die anderen? Wie handele ich richtig und was ist gut? Wie erreicht man (ewigen) Frieden? Wie soll mit technischem Fortschritt umgegangen werden? Was ist real und was ist Wirklichkeit? Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Das sind nur einige der zentralen Fragen, die unter die vier großen Fragen der Philosophie ‚Was kann ich wissen?‘ ‚Was soll ich tun?‘ ‚Was darf ich hoffen?‘ und ‚Was ist der Mensch?‘ fallen.
Schulinternes Fachcurriculum Orientierungsstufe
Schulinternes Fachcurriculum Oberstufe
Die Philosophie ist die Mutter aller Wissenschaften. Aus ihr entsprangen die Mathematik, Pädagogik, Natur-, Sprach-, Musik- und Kunstwissenschaften sowie viele Disziplinen mehr. Die Philosophie – wörtlich übersetzt: ‚die Liebe zur Weisheit‘ – stellt grundlegende Fragen und versucht Antworten zu finden. Dabei können viele Antwortmöglichkeiten entstehen und viele Positionen zu einem Thema werden diskutiert. Positionen sind hier wichtige Grundpfeiler, denn durch sie werden Hypothesen, Theorien und Argumentationen fortentwickelt. Die Philosophie lebt also von ihren Denkerinnen und Denkern! Dabei spielt es keine Rolle, ob Philosophinnen und Philosophen vor über 2500 Jahren, 900 Jahren, 80 Jahren oder in unserer heutigen Zeit leb(t)en und wirk(t)en. Auch spielt es keine Rolle, wo Philosophie betrieben wird: In einer Holztonne zu philosophieren ist ebenso möglich wie auf dem Marktplatz, im Kloster, der Schule oder Universität, im Wald, zu Hause unter Freundinnen und Freunden, der Familie, im stillen Kämmerlein oder gar vor großem Publikum im Fernsehen oder auf YouTube. Philosophie findet immer dann statt, wenn Menschen sich kraft ihres Verstandes logische und sinnvolle – aber auch streitbare – Gedanken zu Themen machen und diese entsprechend artikulieren.
Philosophie ist also im ständigen Fluss. Eine feste Wahrheit ist hierbei genauso unüblich wie eine unbestreitbare Theorie. Und dies erfahren Schülerinnen und Schüler bereits in den ersten Stunden des Philosophieunterrichts. Es geht in erster Linie also darum, sich mit philosophischen Fragen und Positionen zu beschäftigen, diese zu analysieren sowie eigene Ansichten zu entwickeln, zu vertreten und sich dabei mit anderen Positionen und Antworten auf philosophische Fragen kritisch auseinandersetzen zu können. Der Philosophieunterricht ist somit ein bedeutender Bestandteil des Selbstdenkenlernens, denn „Sapere aude!“ – Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Alles in allem ist die Philosophie also ein historisch gewachsenes und zugleich höchst aktuelles Fach, denn all das, was bereits gedacht und (fort)entwickelt wurde, ist heute ebenso nützlich wie damals: Warum sich also nicht auf Kant in der Friedenspolitik beziehen, sich auf Machiavelli in demokratischen Fragen rückbesinnen, Descartes in der Wissenschaft suchen, Hegel als Religionsverfechter hinterfragen, Aristoteles als Vater der Inklusion entdecken, Nietzsche in der Psychologie suchen, Montaigne in Sachen Toleranz befragen, Camusʼ Ansicht zur Rechtsphilosophie thematisieren, de Beauvoir in Sachen Sexismus und Gleichstellung zu Rate ziehen oder Gehlens anthropologische Differenz in der Tierethik ausmachen?
All das und viel mehr ist Inhalt des Philosophieunterrichts, der sich bemüht, eine möglichst breite Palette an Philosophen und Positionen zu erarbeiten, um den Schülerinnen und Schülern ein großes, zukunftsorientiertes und lebensdienliches Angebot zu bereiten. Für wen oder was die Schülerinnen und Schüler sich aber am Ende entscheiden und wie ihr Weltbild am Ende aussehen wird, das liegt an jedem und jeder einzelnen selbst.