Bericht von Thies Nordmann über einen Besuch in der „Pouponnière“ im Juli 2018

Fotos von Larah Stieper, Hanna Dinser, Tom Hinz und Thies Nordmann

Einleitung

Nachdem ich die „Pouponnière“ bereits im Sommer 2013 und im Sommer 2016 besucht hatte, machte ich mich am 13.7. erneut auf den Weg nach Benin, diesmal in Begleitung der Schülersprecher des Schuljahrs 2017/18, Larah Stieper, Hanna Dinser und Tom Hinz, die im Juni 2018 die Abiturprüfung bestanden hatten. Über Istanbul erreichten wir nach ungefähr zehnstündigem Flug am Abend Cotonou, den Regierungssitz und die bei weitem größte Stadt Benins. Bis zum 27.7. hielten wir uns in Benin auf und wohnten bei der Familie Gbégnonvi in der Nähe der „Pouponnière“, die wir in nur 10 Minuten zu Fuß erreichen konnten.
Frau Gbégnonvi, eine gebürtige Deutsche, die seit 1989 in Benin lebt und bei der deutschen Botschaft in Cotonou arbeitet, unterstützt das Engagement der „HeLa“ für die Pouponnière“ in vielfältiger Weise. Per Mail und WhatsApp stehe ich mit ihr in dauerhaftem Austausch. Die finanzielle Unterstützung, in den Jahren 2013 bis 2016 16 000 €, 2017 und 2018 18 000 € jährlich, wird auf ihr Konto überwiesen, von ihr umgetauscht und der Leitung der „Pouponnière“ übergeben. Im Anschluss erhalte ich jedes Mal eine schriftliche Empfangsbestätigung, so dass gewährleistet ist, dass jeder Euro sein Ziel erreicht.
Einen Schwerpunkt unseres Aufenthalts bildeten natürlich die Besuche in der „Pouponnière“ und intensive Gespräche mit der Leiterin des Kinderheim, Sœur Annick. Zusätzlich erkundeten wir während einiger Tagesausflüge den Süden Benins und besuchten Lomé, die Hauptstadt des benachbarten Togos, die man von Ouidah aus in zweieinhalb Stunden erreichen kann.


Sœur Annick (links) und Gabriele Gbégnonvi


Sœur Annick bei der Weihnachtsfeier 2017

Die Pouponnière im Juli 2018

Die „Pouponnière“ von Ouidah wurde bereits im Jahr 1943 von der Hebamme Elisabeth Hodonou (1910-1985) gegründet, an die ein Denkmal im kleinen Stadtpark von Ouidah erinnert, in dessen unmittelbarer Nähe sich früher auch die „Pouponnière“ befand. Heute wird das Kinderheim vom Orden der „Schwestern Unserer Lieben Frau von den Aposteln“ betrieben, der sich weltweit in 18 Ländern, darunter sieben westafrikanischen, um Kinder und Jugendliche kümmert. Sœur Annick leitet das Kinderheim seit dem Frühjahr 2016, auch mit ihr stehe ich in regem Kontakt. Bis zum Juni 2018 wurde sie von Sœur Josephine und Sœur Lawrenta unterstützt, denen die Ordensleitung in Rom nun allerdings neue Aufgaben übertragen hat. Zwei neue Ordensschwestern sollen im September 2018 zur Unterstützung von Sœur Annick in der „Pouponnière“ eintreffen. Zusätzlich arbeiten in dem Kinderheim drei Betreuerinnen und eine Aspirantin auf den Orden, die 18jährige Jean d´ Arc.


Jean d´Arc im Innenhof der „Pouponnière“ bei der Arbeit

Zur Zeit unseres Besuchs lebten 39 Kinder in der „Pouponnière“. Die Altersstruktur hat sich gegenüber 2016 erheblich verändert. Jetzt leben hauptsächlich kleine Kinder im Kinderheim und noch einige ältere, die bis zum Abschluss der sechsjährigen Grundschule im Kinderheim bleiben sollen, um dann in ihre Familien zurückzukehren oder von Pflegefamilien aufgenommen werden sollen.


Die private Grundschule in Ouidah, die die schulpflichtigen Kinder besuchen.

In dieser privaten Grundschule sind die Klassen nicht so groß wie in den staatlichen Schulen (35 gegenüber 60 Kindern pro Klasse). In Zukunft sollen in der „Pouponnière“ nur noch Kinder bis zum Alter von 4 Jahren leben, wie es vor 2009 lange Zeit der Fall war. Das erspart die Ausgaben für die Schule und ermöglicht so die Aufnahme einer größeren Zahl kleiner Kinder. Nach der Rückkehr in die Familien oder die Aufnahme durch Pflegefamilien wollen sich die Schwestern dann durch Hausbesuche vom Wohlergehen der Kinder überzeugen. Wie nötig es ist, sich gerade um die kleinsten Kinder zu kümmern, mussten wir während unseres Aufenthalts erfahren. Ein Junge, Charbel (4 Monate), und ein Mädchen, Andrea (3 Monate), waren gerade neu in die „Pouponnière“ gekommen, nachdem man sie in Cotonou auf der Straße gefunden hatte. Am 20.7. wurde dann ein kleines Mädchen (2 Wochen alt) von seiner Mutter in der Krankenstation zurückgelassen. Es soll nun den Namen Jasmin erhalten.

Jasmin (2 Wochen)


Andrea (3 Monate alt)


David, ein weiterer kleiner wohlgenährter Bewohner der Pouponnière.

Was mich während unseres Aufenthalts erneut sehr beeindruckte, ist das Zusammenleben der Kinder, Schwestern und Betreuerinnen. Es entspricht dem Leben in einer Großfamilie und kann unter den bescheidenen Lebensverhältnissen auch nicht anders funktionieren. Sehr früh werden die Kinder selbständig und übernehmen kleine Aufgaben, wie die folgenden Bilder zeigen.


Victoire als Kinderbetreuerin


Lucresse füttert Francis Charbel (4 Monate), eines der neu aufgenommenen Findelkinder.


Zwei Jungen am Brunnen beim Wasserholen


Auch Hippolythe, genannt „Popo“, kümmert sich um die Kleinsten.

Über die von uns mitgebrachten Geschenke, Schuhe, Badekleidung und von der Volksbank-Raiffeisenbank gestiftete Spielsachen und Schultaschen, haben sich die Kinder sehr gefreut. Während unserer Besuche haben wir mit den Kindern gespielt, getobt und gebastelt.


Larah, Hanna und Tom mit den Kindern


Hanna beim Basteln mit den Kindern


Larah und Berti


Die Ketten sind fertig!


Die Kleinen beim Toben.

Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Eindruck von den Räumlichkeiten der „Pouponnière“ vermitteln.


Der Schlafsaal der Mädchen


Dagegen der Schlafsaal der Jungen


Die neuen Duschen, der Bau wurde vom Bürgerkomitee Steinhagen finanziert.


Die Schneiderei, in der auch die Taschen genäht werden, die auf dem Weihnachtsbasar zugunsten der „Pouponnière“ verkauft werden.


In der „Pouponnière“ werden auch Schweine, Ziegen, Hühner und Kaninchen gehalten.


Der Platz für die tägliche Abendandacht

Unmittelbar neben der „Pouponnière“ befindet sich auf dem selben Gelände eine Krankenstation, die seit 2010 von der damaligen Leiterin, Sœur Odile, aufgebaut wurde. Hier arbeiten ein Arzt (an vier Tagen), Sœur Annick selbst als Krankenschwester und 7 Pflegehelfer. Die Station ist 24 Stunden lang besetzt und finanziert sich durch die Patienten. Hier werden durchschnittlich pro Monat 4 Kinder geboren, 10 Schwangere suchen pro Woche die Station auf, Mütter mit unterernährten Kindern erhalten Unterstützung und natürlich dient die Station der medizinischen Versorgung der Kinder der „Pouponnière“.


Der Empfangsbereich der Krankenstation, im Hintergrund die Ambulanz und die Apotheke

Ein Dauerproblem bleibt die Finanzierung des Kinderheims. Im Jahr 2017 benötigte Sœur Annick 36200 €. 18 000 € wurden durch den Erlös des Weihnachtsbasars der HeLa und den „Verein der Freunde der Pouponnière“ zur Verfügung gestellt, ca. 12 000 € von einem französischen Bürgerverein und der Rest von verschiedenen beninischen Spendern.

Eindrücke aus dem Land

Während unseres Aufenthalts haben wir uns auch die Stadt Ouidah angesehen und Ausflüge im Süden Benins und nach Togo unternommen. Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Eindruck vermitteln und vielleicht auch dazu ermuntern, einmal selbst nach Westafrika zu reisen. In Benin ist deutlich zu merken, dass es Fortschritte beim Straßenbau, bei der Nutzung von Solarenergie und der Bekämpfung der Korruption gibt. Während unserer Reisen haben wir sehr viele freundliche Menschen getroffen und keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht.


Die „Porte du Non-Retour“ am Strand von Ouidah, zur Erinnerung an die in der Frühen Neuzeit verschleppten Sklaven, 1992 von der UNESCO errichtet


Das portugiesische Fort, in dem die gefangenen Sklaven bis zum Abtransport gefangengehalten wurden, heute ein Musuem


Eine Straße im Zentrum von Cotonou nach einem längeren Regenguss


Wir essen Yamsbrei in einem Straßenlokal in Cotonou, rechts Marius, unserer Fahrer


Auf dem Dantokpa, dem größten Markt Westafrikas


Im Dorf der Salzsieder am Mono, dem Grenzfluss zu Togo


Am Strand von Grand-Popo


Die Herz-Jesu Kirche in Lomè, der Hauptstadt Togos, errichtet 1901/1902 von den deutschen Kolonialherren


Auf dem Grand Marché von Lomé


Das Unabhängigkeitsdenkmal in Lomé, Togo wurde wie Benin 1960 unabhängig von Frankreich


Essen in einem Lokal am Stadtstrand von Lomé, im Hintergrund holen Fischer ein Netz ein.

Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei unseren Sponsoren bedanken, die uns mit ihrer finanziellen Unterstützung diese Reise ermöglichten!

Dem Förderverein
des
Helene-Lange-Gymnasiums

und der Volksbank-Raiffeisenbank im Kreis Rendsburg eG