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Wie sah wohl ein Dorf zur Zeit Jesu aus? Wer lebte in einem solchen Dorf? Was trugen die Menschen? Und wie gestaltete sich das Miteinander der Bevölkerung? Darüber zerbrachen sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6f ihre Köpfe und gestalteten anschließend in Kleingruppen aus Papier ein solches Dorf. Die ebenfalls entstandenen „Dorfgeschichten“ entführen in eine andere Zeit.

 

Jana, Johanna und Leona, 6f

Zurück in die Zeit Jesu

In einem kleinen israelitischen Dorf namens Anram leben wenige Menschen. Doch diese verstehen sich sehr gut, bis die Römer Israel erobern. Nun haben sie die Macht über alle Bewohner des Landes. Seitdem leben auch die zwei Römer Amilius und Julius in Anram. Die beiden leben mit ihren Familien, den Sklaven und Klienten in dem größten Wohnhaus des Dorfes. Beide sind Mitglieder des römischen Senats. Wir haben Amilius und Julius als stämmige, reiche Männer mit einer weißen Tunika und eine Art roter Schärpe dargestellt.
In einem kleineren Haus gegenüber lebt Magdalena, eine ärmliche Frau, mit ihren Kindern Lukas und Rebecca. Die beiden spielen mit ihren selbstgebastelten Bötchen auf dem kleinen Fluss, der das Dorf in der Mitte durchfließt. Wir haben die drei als ärmliche Menschen mit einfachen Kleidern dargestellt.
Auf der anderen Seite des Flusses wohnt ein armer Bauer in einem einfachen Holzhaus. Sein Name ist Johann. Neben Johanns Häuschen liegen ein kleines Feld, auf dem er Getreide und Karotten anbaut, und ein Unterstand für seine Schafe. In unserer Darstellung ist Johann ein armer Mann mit einfachen braunen Kleidern, einem braunen Hut und einem Hirtenstock.
Neben den Häusern von Amilius und Julius, Rebecca, Lukas, Magdalena und Johann stehen in Anram noch zwei weitere Häuser und eine Synagoge. Vor der großen Synagoge steht ein römischer Legionär. Sein Name ist Markus. Er trägt ein Schild, Schutzkleidung und ein kleines Schwert. Er wurde vom römischen Militär geschickt. Die Römer haben andere Götter als die Juden und das finden die Juden nicht gut. Sie hoffen auf den Messias, der ihnen die Freiheit bringen soll.
Unsere Aufgabe war es, ein israelisches Dorf nachzustellen. Wir haben uns so ein Dorf mit wenigen Häusern rund um einen fast leeren Marktplatz vorgestellt und mit einem Fluss, der für das Dorf eine wichtige Wasserquelle ist, genau wie der große Brunnen auf dem Marktplatz. Die verschiedenen Menschen haben wir uns überlegt, um zu zeigen, in welchen Verhältnissen die Menschen dort lebten: Es gab reiche Römer, aber auch einfache Menschen und Bauern. Sie lebten mit ihrer Familie und ihren Tieren in kleinen Flachdachhäusern.

Der Bauer Johann erzählt über seinen Tagesablauf und das Leben als einfacher Bauer: „Morgens weckt mich mein Hahn sehr früh und ich füttere die Schafe. Danach kümmere ich mich um die Karotten und das Getreide auf dem Feld. Mittags verkaufe ich oft etwas davon, um mir zum Beispiel Kleidung zu kaufen, aber auch um die Kopfsteuer zu bezahlen, die die Römer von uns verlangt. Die Wolle der Schafe verkaufe ich beispielsweise an Spinner und aus dem Getreide bereiten die Sklaven von reichen Römern leckere Gerichte und Desserts zu. Auch wenn Israel nun ein Teil des römischen Reiches ist, bin ich froh hier in Anram zu leben, denn die Menschen leben hier trotz allem friedlich zusammen. Wir wissen, eines Tages wird Gott uns befreien.“

Gesa, Laya und Nele, 6f

Eine phänomenale Zeitreise

Hi! Ich heiße Gesa und ich habe mit meinen Freundinnen Laya und Nele etwas schier Unglaubliches erlebt. Du wirst mir vielleicht nicht glauben, da unsere Geschichte etwas seltsam klingt, aber das ist okay, wir taten uns ja schließlich anfangs auch selbst schwer damit. Alles begann vor ein paar Wochen. Nele, Laya und ich arbeiteten gerade an einem Religionsprojekt, das darin bestand, ein Dorf zur Zeit Jesu aus Papier zu basteln. Ich erinnere mich noch genau, dass unsere Klasse zu dem Zeitpunkt eine wieder nicht auszuhaltende Lautstärke erreicht hatte und ich wünschte, irgendwo anders zu sein. Meinetwegen auch in der Hausaufgabenbetreuung. Wir waren gerade dabei, unserem Dorf den letzten Schliff zu verpassen, als ich seltsame Geräusche hörte. Ich konnte nicht sagen, was die anderen beiden empfanden, aber ich fühlte mich außerordentlich komisch. Die Geräusche wurden immer lauter und ich fragte mich, ob denn sonst niemand etwas mitbekam. Aber alle arbeiteten an ihren Projekten und sogar Frau Franek, die gerade an unserem Tisch vorbeiging, schien nichts zu hören. Plötzlich ertönten laute Rufe und Schafsgeblök. Sie kamen aus unserem Dorf! Ich hatte keine Zeit, Fragen zu stellen, denn in diesem Moment wurden die Umrisse um mich herum verschwommen und alles begann sich zu drehen. Ich konnte Nele und Laya nur noch verzerrt wahrnehmen, doch ich hätte schwören können, dass sie genauso erschrocken aussahen wie ich. Dann gab es einen lauten Knall und alles wurde dunkel.

1. Nele
Ich öffnete meine Augen und spürte Sand unter mir. Erschrocken sprang ich auf und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich komplett von Wüste und Geröll umgeben war. Aber wie war das möglich? Wo war ich? Und… oh nein! „Gesa!“, rief ich richtig panisch und suchte mit meinen Augen hektisch die Umgebung ab: „Laya!“ Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun und seufzte erleichtert auf, als ich Gesa ein paar Meter weiter im Staub liegen sah. Ich rannte zu ihr und kniete mich neben ihr hin. In dem Moment öffnete Gesa auch schon die Augen und spuckte Sand und Staub aus. Dann richtete sie sich stöhnend auf: „Was war denn das gerade?“, fragte sie benommen und sah sich verwundert um. „Träume ich?“, murmelte sie mehr zu sich selbst. „Nein, ich denke nicht“, antwortete ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Geht es?“ Sie nickte. „Wo sind wir?“ Ihre Augen glänzten. „Ich würde sagen, das ist gerade unsere kleinste Sorge. Wo ist Laya?“ Die Panik, die ich vorhin verspürt hatte, stieg langsam wieder in mir auf. „Was, wenn sie im Territorium eines Raubtieres gelandet ist? Oder wenn sie von blutrünstigen Wölfen verfolgt wird? Oder…“ Gesa unterbrach meine Befürchtungen mit hochgezogener Augenbraue: „Nele, beruhige dich. Wir werden sie suchen und finden. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher!“ Langsam beruhigte ich mich ein wenig und wir machten uns auf die Suche nach ihr. Wir riefen sie unentwegt und sahen hinter jedem Felsbrocken nach, aber nirgends eine Spur. Erst als die Sonne schon hoch am Himmel stand, brachen wir erschöpft neben einem Stein zusammen. Gesa hatte sich ihren Pullover um die Taille gebunden und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. „Es hat keinen Zweck“, schnaufte ich und rang nach Luft, „Sie ist nicht hier.“ Gesa nickte nur und keuchte: „Es ist aber auch heiß hier, mindestens 45 Grad. Fast wie…“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende, denn ein Klappern und Hufgetrappel waren zu hören. Wir sahen uns an und sprangen auf. Im nächsten Moment fuhr die Quelle des Lärms um die Ecke: ein hölzerner Wagen, gezogen von einem kleinen grauen Esel. Auf dem Kutschbock saß ein großer Mann mit einer braunen Kutte und schwang die Peitsche. Als er uns sah, machte er große Augen und zog die Zügel an: „Na? Was seid ihr denn für bunte Vögel?“, fragte er und musterte uns von Kopf bis Fuß. Ich sah an mir herunter: An meinem roten Lieblingspulli, meiner Jeans und meinen neuen Turnschuhen. Dann wusste ich plötzlich, was passiert war. Meine Theorie musste sich nur noch bestätigen.

2. Laya
Das Geschrei von Kindern ließ mich langsam wieder zu mir kommen. Ich öffnete die Augen und konnte mit der Zeit wieder klar sehen. Menschen, Wagen, die von Eseln gezogen wurden, und Rufe schallten über den von einer kniehohen Mauer umgebenen Platz, auf dem ich lag. Staub hustend richtete ich mich auf und sah mich um. Verwundert bemerkte ich, dass alle Menschen sandfarbige oder braune Kutten trugen, die von seemannsartigen Bändern um die Taille gehalten wurden. Außerdem hatten alle, egal ob Mann oder Frau, Sandalen an. Wo war ich hier? Irgendwie kam mir dieser Ort bekannt vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Dennoch konnte ich mich nicht erinnern. Aber mal abgesehen davon, wo ich war, stellte sich genauso die Frage, wie war ich hierhergekommen? Es war unglaublich heiß und die Hitze drohte, mich zu ersticken. Als ich gerade im Begriff war aufzustehen, wurde ich plötzlich hinten an meiner Kapuze in die Luft gerissen. Eine heisere Stimme krächzte: „Na sie mal einer an. Das ist mal ein hübscher Fang!“ Ich trat und schlug um mich, doch es half nichts. Der Kerl, den ich nicht sehen konnte, war einfach zu stark. „Hey, was fällt Ihnen ein?“, rief ich empört aus und es gelang mir endlich, mich durch eine schwungvolle Drehung zu befreien. Ich sah in das bartlose Gesicht eines behelmten Kriegers. Er lachte nur und grinste unheilverkündend: „Hört! Hört!“, höhnte er und sah mich belustigt an: „Die Kleine hat Mumm! Weißt du denn nicht, wie man hierzulande herrenlose Kinder beschäftigt?“ „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß, bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich unablässig das Schwert beobachtete, das in einer Scheide um seine Hüfte baumelte. Er grinste schon wieder triumphierend: „Sie werden auf dem Sklavenmarkt verkauft!“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ich bin mir sicher, dass du ein hübsches Sümmchen bringen würdest, denn ich kenne jemanden, der könnte ein seltsam gekleidetes Mädchen gut gebrauchen.“ Langsam riss mir der Geduldsfaden. Was war das alles für ein verrücktes Spiel? Ich war doch kein Sklave! „Also jetzt schlägt es aber 13!“ Ich stemmte die Hände in die Hüften und blaffte ihn an, denn das wurde mir alles zu viel. „Ich bin nicht diejenige, die hier seltsam gekleidet ist, und außerdem bin ich nicht ‚herrenlos’, wie Sie es nennen, sondern ich habe Eltern, die sich bestimmt schon Sorgen machen!“ Und mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte los. Der Soldat blickte mir einen Augenblick sprachlos hinterher, doch dann nahm er die Verfolgung auf und brüllte: „Stehen bleiben! Leute, haltet sie auf!“ Ich sprang über die Mauer. Im Sprung kreuzten sich die Blicke von mir und einem Händler, der auf einem roten Tuch lag und Feigen, Taschen und Äpfel feilbot. Als ich wieder auf dem staubigen Boden aufkam, durchzuckte mich ein Verdacht. Erschrocken sah ich mich um, da stand ein steinalter Brunnen, aus dem eine schwarz-weiße Katze mit grünen Augen trank. Links von mir stand ein großes Gebäude und geradeaus weiter lag eine Weide, umgeben von einem grün angestrichenen Zaun. Auf der Weide grasten Schafe, soweit ich das in meiner Eile beurteilen konnte. Aber das war doch nicht möglich! Und doch war es die einzig logische Erklärung. Wenn man hier überhaupt von Logik sprechen konnte. Es gab nur einen Weg herauszufinden, ob ich richtig lag. Ich musste so schnell, es irgendwie möglich war, hinaus vor das Stadttor. Als ich schon fast dort angekommen war, schoss ein von einem Esel gezogener Wagen durchs Tor. Abrupt blieb ich stehen und sah mich um. Der Soldat war verschwunden. Erleichtert lehnte ich mich an eine Palme und sank erschöpft zu Boden. Als ich aufsah, traute ich meinen Augen kaum. Auf dem Wagen, der gerade angerollt kam, saßen Nele und Gesa!

3. Gesa
„Nele, sieh doch, da ist Laya!“ Ich rief diese Worte, als seien sie die schönsten der Welt. Ich war so erleichtert und Nele offenbar auch, denn sie strahlte übers ganze Gesicht. „Laya!“ Der Wagen war noch nicht ganz zum Stehen gekommen, da waren wir auch schon abgesprungen. „Ist das eure Freundin?“, fragte der Kutscher, der uns mitgenommen hatte. „Ja“, antwortete ich und lächelte, „und nochmal danke, dass Sie uns mitgenommen haben.“ „Ich hätte ja eh hierher gemusst.“ Wir lachten alle. „Wo wart ihr denn?“, fragte Laya. „Das Gleiche könnten wir dich auch fragen“, antwortete Nele schnippisch. „Ich war hier in unserem Dorf.“ Laya zeigte mit dem Finger in Richtung Stadttor. „Dass das hier unser Dorf ist, haben wir auch gerade erst herausgefunden“, entgegnete ich, immer noch überwältigt von der ganzen Sache. „Schon krass, oder?“ Neles Blick wanderte versonnen über die Häuser und den See, von dem man von hier nur die Hälfte sehen konnte. „Wenn man bedenkt, dass das hier alles von uns erschaffen wurde, fühle mich richtig mächtig!“ Ich grinste und Laya hob eine Augenbraue: „Ich kann mich aber nicht erinnern, einen aggressiven Typen mit Helm gezeichnet zu haben!“ Nele und ich blickten sie fragend an. Laya rollte mit den Augen und winkte ab: „Fragt nicht!“ Dann brachte Nele die Situation auf den Punkt: „Das ist ja alles schön und gut, aber wie sollen wir nur wieder nach Hause kommen?“ Darauf hatte niemand eine Antwort, aber plötzlich begannen die Umrisse wieder zu verschwimmen und ich merkte, wie Laya mich an die Hand nahm: „Sicher ist sicher. Sonst landet eine von uns noch auf dem Schulklo.“ Nele kicherte und dann ertönte erneut dieser Knall und alles wurde dunkel.

4. Nele
Ich landete neben Gesa und Laya an unserem Tisch. Um uns herum liefen die Arbeiten für das Projekt anscheinend auf Hochtouren und niemand schien bemerkt zu haben, dass wir für einige Stunden nicht anwesend gewesen waren. Wir mussten uns irgendwie in das Jahr 0 gezaubert haben, sonst wären in unserem Dorf nicht so viele Menschen gewesen. Wir drei sahen uns an und ich flüsterte: „Das erzählen wir niemandem, okay?“ Gesa nickte und Laya entgegnete: „Auf keinen Fall! Niemand soll wissen, dass ich von einem Verrückten verfolgt wurde. Das wäre einfach zu peinlich.“