Bericht von Thies Nordmann
Fotos von Clara Seifert, Gianlucca Emcke und Thies Nordmann
Einleitung
Nachdem ich die „Pouponnière“ bereits 2013, 2016 und 2018 besucht hatte, machte ich mich am 20.10.24 erneut auf den Weg nach Benin, diesmal in Begleitung von zwei Schülersprechern des Schuljahrs 2023/24, Clara Seifert und Gianlucca Emcke. Über Istanbul erreichten wir nach ungefähr zehnstündigem Flug am Abend Cotonou, den Regierungssitz und die bei weitem größte Stadt Benins. Am Flughafen wurden wir von unserer Gastgeberin, Gabriele Gbégnonvi, und der Leiterin der „Pouponnière“, Soeur Odile, in Begleitung zweier weiterer Ordensschwestern empfangen, die uns sofort afrikanisch einkleideten.
Bis zum 4.11. hielten wir uns in Benin auf und wohnten bei Gabriele Gbégnonvi in der Nähe der „Pouponnière“, die wir in nur 10 Minuten zu Fuß erreichen konnten. Frau Gbégnonvi, eine gebürtige Deutsche, die seit 1989 in Benin lebt und bis zum 30.9.24 bei der deutschen Botschaft in Cotonou arbeitete, unterstützt das Engagement der „HeLa“ für die „Pouponnière“ in vielfältiger Weise. Per Mail und WhatsApp stehe ich mit ihr in dauerhaftem Austausch. Die finanzielle Unterstützung, im Jahr 2024 22 000 €, wird auf ihr Konto überwiesen und von ihr an Soeur Odile weitergeleitet. Im Anschluss erhalte ich jedes Mal eine schriftliche Empfangsbestätigung, so dass gewährleistet ist, dass jeder Euro sein Ziel erreicht.
Einen Schwerpunkt unseres Aufenthalts bildeten natürlich die Besuche der „Pouponnière“ und intensive Gespräche mit der Leiterin des Kinderheims, Soeur Odile. Zusätzlich erkundeten wir während einiger Tagesausflüge die Hauptstadt Cotonou und den Süden Benins.
Die „Pouponnière“ im Herbst 2024
Die „Pouponnière“ von Ouidah wurde bereits im Herbst 1943 von der Hebamme Elisabeth Hodonou (1910-1985) gegründet. Heute wird das Kinderheim vom Orden der „Schwestern Unserer Lieben Frau von den Aposteln“ betrieben, der sich weltweit in 19 Ländern, darunter 7 westafrikanischen, um Kinder und Jugendliche kümmert. Soeur Odile leitet das Kinderheim erneut seit Mai 2024, nachdem sie es bereits in der Zeit von 2009 bis 2016 geleitet hatte. In der Zwischenzeit leitete sie ein Krankenhaus des Ordens im Süden des Tschad. Zusätzlich zur Leitung der Pouponnière übt Soeur Odile auch die Oberaufsicht über alle Einrichtungen des Ordens in Benin aus. Eine Grundschule und eine weiterführende Schule des Ordens in Cotonou haben wir während unseres Aufenthalts besucht. Neben Soeur Odile arbeiten in der „Pouponnière“ Soeur Nicole, die Aspirantin Cathérine und vier Betreuerinnen. In Absprache mit den Schwestern habe ich im Folgenden auf die Nennung von Namen verzichtet.
Zur Zeit unseres Besuchs lebten 23 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren in der „Pouponnière“. In der Stadt Ouidah gibt es neben der „Pouponnière“ noch fünf weitere Kinderheime, aber nur die „Popuponnière“ nimmt bereits Säuglinge direkt nach der Geburt auf, deren Versorgung wesentlich aufwendiger als die Betreuung älterer Kinder ist. Die Kinderheime in Benin wurden in der letzten Zeit verstärkt vom Staat kontrolliert. Die „Pouponnière“ hat die staatliche Überprüfung bestanden und wird in den nächsten Monaten noch mehr Kinder aufnehmen, wenn die Renovierungen abgeschlossen sind. Immer wieder werden Kinder, die ausgesetzt worden sind, per richterlichem Beschluss der „Pouponnière“ zugewiesen, was aber leider nicht bedeutet, dass das Kinderheim staatliche Zuwendungen erhält. Bei fünf Kindern, die aktuell in der „Pouponnière“ leben, ist das Geburtsdatum unbekannt. Die jüngsten Kinder, ein Zwillingspaar, waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs eine Woche alt.
Während unseres Besuchs haben wir uns intensiv mit den Schwestern und Mitarbeitern der „Pouponnière“ ausgetauscht, um uns gegenseitig die sehr unterschiedlichen Lebenswelten näherzubringen. Die Unterstützung durch die HeLa und den „Verein der Freunde der Pouponnière“ deckt 50 % des finanziellen Jahresbedarfs des Kinderheims ab. Zusätzlich erhält die „Pouponnière“ Spenden von wohlhabenden Franzosen oder Beninern, allerdings nur unregelmäßig. Soeur Odile plant daher durch den Anbau von Heilpflanzen, Obst und Gemüse, das Halten von Tieren und den Ausbau der Krankenstation, auf die ich noch ausführlicher eingehen werde, das Kinderheim unabhängiger von Spenden zu machen. Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Eindruck von den Räumlichkeiten der „Pouponnière“ vermitteln.
Die Kinder machten während unseres Aufenthalts einen gesunden und aufgeweckten Eindruck. Sie werden von den Schwestern und Betreuerinnen gut ernährt, medizinisch versorgt und nach Kräften gefördert, die folgenden Bilder sollen dies etwas vermitteln.
Im Alter von 6 Jahren verlassen die Kinder die Pouponnière und leben zukünftig wieder in ihren Familien oder Pflegefamilien. Die Schwestern überzeugen sich durch Hausbesuche, dass es den Kindern in den Familien gut geht.
Die Krankenstation
Unmittelbar neben der „Pouponnière“ befindet sich auf demselben Gelände eine Krankenstation, die bereits 2010 von Soeur Odile aufgebaut wurde. Während unseres Aufenthalts wurde diese Krankenstation umfangreich renoviert und auch etwas erweitert. Diese Bauarbeiten wurden durch einen zinslosen Kredit des Ordens an Soeur Odile ermöglicht. Die Krankenstation beinhaltet eine Ambulanz, eine Geburtsstation, eine Apotheke, ein Labor, eine Radiologie, einen Raum für zahnärztliche Behandlung, Räume zur Ernährungsberatung und Räume für Fachärzte, die stundenweise dort arbeiten sollen.
Die Krankenstation soll nicht nur die medizinische Versorgung der Kinder erleichtern, sondern auch ein Angebot für die Einwohner Ouidahs sein und so auch zum Unterhalt des Kinderheims beitragen.
Eindrücke aus dem Land
Während unseres Aufenthalts haben wir uns auch die Stadt Ouidah angesehen und Ausflüge im Süden Benins unternommen. Im ganzen Land werden aktuell gewaltige Baumaßnahmen durchgeführt, Straßen werden gebaut bzw. befestigt, Museen werden modernisiert, was zunächst aber zu umfangreichen Schließungen führt, und große Projekte im Bereich des Tourismus wurden in Angriff genommen. Wenn man berücksichtigt, dass sich die Sicherheitslage im Land in den letzten Jahren deutlich verschlechtert hat und der Norden mit seinen zwei großen Nationalparks auf Grund von terroristischen Aktivitäten radikaler Islamisten nicht mehr zu bereisen ist, scheinen die touristischen Projekte oft völlig überdimensioniert zu sein. Da wir bei unseren Ausflügen stets von Einheimischen begleitet wurden, haben wir keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht und sind vielen freundlichen Menschen begegnet, die uns viel von ihrem Land gezeigt haben.