Am 1. November 2020 lief die Aufführung des Stückes „Nathan der Weise“, geschrieben von Gotthold Ephraim Lessing, welches im Jahre 1779 veröffentlicht und am 14. April in Berlin uraufgeführt wurde. Trotz der aktuellen Lage bot sich die Gelegenheit, dieses Stück live im Stadttheater Rendsburg anzusehen, vielleicht das letzte Mal in diesem Jahr.
Das Werk behandelt als Themenschwerpunkt den Humanismus und den Toleranzgedanken der Aufklärung. Zwischen drei Religionen eine „richtige“ auswählen? Eigentlich eine unmögliche Aufgabe, die aber Nathan im Originalstück und auch in der Inszenierung bewältigen muss.
Wahrscheinlich interessieren sich viele für die Bedingungen, unter welchen dieses Stück doch noch, auch in dieser schweren Zeit aufgeführt werden konnte. Es fing schon bei der Anzahl der Besucher an, da nur eine gewisse Menge in den Saal durfte. Auch wurde immer darauf geachtet, dass die Mindestabstände eingehalten wurden. Dies war nicht nur vor und nach der Vorstellung so, sondern auch währenddessen. Oft wurden bis zu zwei Sitzplätze Platz gelassen, zusätzlich galt im oberen Saal die ganze Zeit über Maskenpflicht. Doch genug von Corona-Maßnahmen und hin zur eigentlichen Inszenierung, welche trotz dieser Bedingungen sehr interessant war.
Wie schon erwähnt, stehen im Stück die verschiedenen Religionen im Vordergrund. Da viele die Handlung schon kennen, möchte ich hier gar nicht näher auf diese eingehen, sondern eher darauf, wie sie umgesetzt wurde. Im Allgemeinen war die Inszenierung nämlich sehr bedacht und gut ausgearbeitet. Im Mittelpunkt der Bühne stand ein kleines Haus, welches einem Kiosk ähnelte. Dieser diente als wandelbarer Schauplatz der verschiedensten Szenen. Durch das Licht und die Musik, welche passend zur Stimmung der unterschiedlichen folgenden Szenen gewählt wurden, bekam das Stück noch einmal mehr Tiefe. Obwohl es in der Besetzung der Rollen eine kurzfristige Änderung gab, haben alle Schauspieler ihren Charakter gekonnt verkörpert, sodass man sich fast wie ein Teil der Szene fühlte. Auch auf der Bühne galten dabei Abstandsregeln, was allerdings nicht stark aufgefallen ist. Am Ende der Aufführung standen die Schauspieler etwas versetzt auf der Bühne, während die Zuschauer ihnen lange applaudierten – zum vorerst letzten Mal. Insgesamt ein gelungener Abend.